Was kostet uns der Weihnachtsmarkt?

Der Weihnachtsmarkt in Wernigerode gehört zweifellos zu den schönsten. Jahr für Jahr strömen zehntausende Besucher in die Altstadt – Touristen genauso wie Einheimische. Es ist ein stimmungsvoller Markt, der mit seiner Kulisse begeistert. Für die Einzelhändler in der Innenstadt ist es die wichtigste Zeit des Jahres.

Und bei den Gästen sitzt zur Weihnachtszeit auch das Portemonnaie etwas lockerer. Die Budenbetreiber auf dem Weihnachtsmarkt wissen das, für sie lohnt das Geschäft. Doch lohnt es sich auch für die Stadt, die das Fest organisiert? Oder anders gefragt: Ist der Weihnachtsmarkt wirtschaftlich tragfähig – oder zahlen die Wernigeröder am Ende als Steuerzahler nochmal obendrauf?

Im März stellte Christian Fischer (CDU) die Anfrage an die Stadtverwaltung Wernigerode, welches wirtschaftliche Ergebnis mit dem Weihnachtsmarkt 2024 erreicht wurde. Die Anfrage wurde durch die Wernigerode Tourismus GmbH beantwortet, die für die Organisation des Marktes zuständig ist.

Die Bilanz schwarz auf weiß

Die Antwort der Wernigerode Tourismus GmbH vom 14. Juli 2025 enthält eine klare Aufstellung:

  • Erlöse: 229.398,39 €
  • Gesamtkosten: 233.636,03 €

Damit hat der Weihnachtsmarkt 2024 ein Defizit von rund 4.200 Euro erwirtschaftet. In den Kosten sind auch Zahlungen an die Stadt enthalten – etwa für Pacht, Leistungen des Bauhofs oder die Nutzung städtischer Beleuchtungselemente. Trotz hoher Besucherzahlen und starker Nachfrage konnte der Markt also finanziell nicht kostendeckend betrieben werden.

Doppeltes Defizit: Auch der städtische Haushalt trägt finanzielle Lasten

Zwar fließen durch den Weihnachtsmarkt Einnahmen an die Stadt Wernigerode. Doch diese Zahlungen sind zu gering, um Ausgaben vollständig zu decken. Auch im Haushalt der Kommune bleibt daher ein Defizit, das nach aktueller Einschätzung im Bereich einer mittleren vierstelligen Summe liegt. Für das Jahr 2023 steht das Ergebnis fest, damals blieb für die Stadt ein Verlust von 15.474,07 Euro.

Ergo: Nicht nur die Tourismus GmbH schreibt mit dem Weihnnachtsmarkt rote Zahlen, auch die Stadt selbst zahlt am Ende noch drauf.

Warum die Zahlen wichtig sind – und was sie bedeuten

Der Weihnachtsmarkt in Wernigerode ist zweifellos ein Highlight. Dass er allerdings weder für die Wernigerode Tourismus GmbH noch für die Stadt selbst kostendeckend ist, sollte zum Nachdenken anregen.

Niemand erwartet, dass der Markt eine Sparbüchse ist. Er soll weiterhin gemütlich, stimmungsvoll und für alle ein Erlebnis bleiben. Doch in Zeiten knapper Kassen – wie sie in Wernigerode herrschen – gilt: Man muss jeden Euro zweimal umdrehen.

Die Verluste, die Stadt und Tourismus GmbH ausgleichen müssen, darauf weist der Vorsitzende der Fraktion BfW/FDP, Thomas Schatz, hin, zahlen letztlich die Bürgerinnen und Bürger über Steuern und Gebühren. „Zweitens“, so Thomas Schatz, „würden reduzierte Verluste an anderer Stelle einen echten Unterschied machen: Wir könnten etwa die Bibliotheksgebühren senken, die gekürzte Vereinsförderung wieder ausbauen oder in den Ortsteilen kleinere Projekte ermöglichen. Gerade dort wären solche Summen oft schon ein echter Impuls.“

Schwarze Null sollte das Ziel sein

Der Weihnachtsmarkt in Wernigerode bleibt eine besondere Veranstaltung – für viele emotional, für Standbetreiber eine Goldgrube, für die Stadt jedoch ein Zuschussgeschäft. Es geht nicht um eine große Debatte, sondern um die nüchterne Frage: Könnte der Weihnachtsmarkt nicht zumindest kostendeckend betrieben werden – damit an anderer Stelle mehr Spielraum bleibt?

„Der Weihnachtsmarkt soll bleiben wie er ist“, stellt der BfW/FDP-Fraktionsvorsitzende klar. „Aber in einer finanziell angespannten Lage wie in Wernigerode ist es legitim – und notwendig – genau hinzuschauen.“ Könnte man den Markt nicht mit kleinen Veränderungen in der Organisation so gestalten, dass er sich selbst trägt? Ohne dabei die Atmosphäre oder Qualität zu verlieren? Thomas Schatz: „Ein schwarzes Null sollte das Ziel sein.“ Denn jeder Euro, den die Stadt nicht zur Deckung der Verluste ausgeben muss, könnte an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden.